ein erfahrungsreicher tag

30.07.16 bremerhaven

am vormittag setzen wir uns zwei stunden lang in den hafenbus – und es wird eine sehr interessante reise durch bremerhavens hafenwelten: mit dem bus kommen wir mitten auf das gelände der lloyd werft und in den streng gesicherten containerhafen. hier werden 2,3 millionen autos im jahr ein- und ausgeführt, die meisten exportiert, mercedes und bmw. es ist der grösste autohafen der welt, mengen- und flächenmässig. die „autoregale“ (parkhäuser) und stellflächen fassen 120 000 autos. die speziellen „roro-schiffe“, roll-on-roll-off-schiffe fassen bis zu 8000 autos und haben nur 18- 20 mann besatzung. auf der lloyd-werft wird zum beispiel gerade ein schiff auseinander“gesägt“ und in der mitte um 30 meter verlängert, alles muss auf 10 millimeter passen. bremerhaven ist der viertgrösste containerhafen, er schlägt 5,6 millionen container pro jahr um. er hat 45 containerbrücken, die auf der „kaje“ auf fünf kilometer länge aufgereiht sind. die hälfte davon wird per schiene her- und wegtransportiert. das haben wir gestern gesehen, als wir endlos an zügen vorbeigeradelt sind. riesige „vancarrier“ fahren über die container, fassen sie und transportieren sie. ein schiff wird so in 20 minuten ent- oder beladen. die containerschiffe sind heutzutage 400 meter lang und 60 meter breit. wir kommen aus dem staunen nicht heraus.

nach einer kleinen mittagspause besuchen wir das auswandererhaus – und machen erneut eine intensive erfahrung. hier erlebt man sozusagen die auswanderung einer realen person mit: man erfährt ihre geschichte, steht mit ihr und anderen „figuren“ am kai in bremerhaven, besteigt ein schiff, erfährt wie die menschen in den segelschiffen, später dampfschiffen und schnelldampfern nach amerika oder australien reisten. man hört den lärm des hafens, das husten und würgen im schiff, erfährt von hunger, typhus und flöhen und den massnahmen, die nach und nach ergriffen wurden. man kommt in ellis island an und erlebt, wie die einreise war: die gesundheitsuntersuchung und das einreisegespräch. am ende ein ausblick, was aus den verschiedenen menschen veworden ist. 44 millionen europäer sind zwischen 1821 und 1914 nach übersee ausgereist. das ist eine der grössten wanderungsbewegungen der geschichte. aus bremerhaven sind sieben millionen ausgeschifft, vor allem menschen aus bauernfamilien, dienstmädchen, „einfache leute“. die gründe waren krieg und verfolgung, aber allermeistens armut und die hoffnung auf ein besseres leben – also wirtschaftsmigranten. das sollten wir dedenken, wenn wir heute das wort „wirtschaftsflüchtlinge“ als negativbegriff gebrauchen. nach der nazizeit, 1946, nahmen die usa 500 000 sogenannte „displaced persons“ auf, das erste schiff startete in bremerhaven. in den 50er- bis 60er-jahren wanderten auch noch einmal bis zu 90 000 deutsche pro jahr aus.  ein weiterer teil des museums behandelt die einwanderung nach deutschland und sammelt deren geschichten, bis heute.

angefüllt mit geschichte und informationen, ziemlich betroffen, machen wir einen spaziergang zum fischereihafen, geniessen dort scholle mit bratkartoffeln und speck und beschliessen so den tag.

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containerhafen – in dem man eigentlich nicht fotografieren darf
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trockendock
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alter leuchtturm
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auswandererhaus
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hein mück: symbolfigur bremehavens

 

 

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