über tage

08.09.2018

gestern waren wir 800m unter tage, heute erklimmen wir 800m über tage: die wunderschöne rhön an einem sonnigen herbsttag! nein, keine angst, wir haben uns nicht gedopt und sind da kurz hochgeradelt, mit vollem gepäck…. wir machen das heute bequem – im auto.

nach einem feinen frühstück jetten wir per „stb“ (süd-thüringen-bahn) nach eisenach, holen uns den vorgestern bestellten europcar-wagen, es ist ein flotter skoda kombi mit breitem kofferraum und laden in bad salzungen die räder und packtaschen ein (na ja, die vorderräder muss man beim „finder“ schon abmontien).

wir fahren gemütlich los. vergessen nicht, uns in meiningen noch ein paar thüringer klösse einzuverleiben (in meiningen sind die nämlich erfunden worden). gondeln dann einmal über die hohe rhön und stellen uns vor , wie es wäre, hier radzufahren (am besten ohne gepäck?). könnte man mit dem thüringer rennsteig kombinieren…

dann gehn wir auf die autobahn richtung heimat. morgen mittag geben wir das auto in sindelfingen ab. übermorgen freuen wir uns auf den arbeitsalltag, sofern es einen geben wird. dann heisst es wieder: „im pfarrhaus brennt noch licht“…. tschüss!

 

unter tage

07.09.2018 heringen – philippstal – vacha – merkers – bad salzungen   35 km

im werratal zu radeln, bedeutet, vielseitig unterwegs zu sein. schönes flusstal, das sich durch höhen schlängelt, viel fachwerk, deutsche grenzgeschichte, kali-bau, solebäder. die wege sind vornehmlich gut ausgebaut, ruhig, abseits vom verkehr, mit vielen tafeln und picknickbänken.  wir haben heute zum ersten mal ein längeres stück an der strasse.

vacha: einmal über die brücke der einheit. ein grenzturm ist noch zu sehen. due grenz ging hier mitten durch ein haus, die leute konnten die osthälfe bis mitte der 70er-jahre nicht betreten. wir steigen auf den turm der alten burg und geniessen den rundblick.

in merkers radeln wir kurz entschlossen beim erlebnis-bergwerk der „k&s-gruppe“ vorbei. kaufen eine eintrittskarte, vespern noch kurz, und los geht’s: 3 1/2 stunden unter tage. mit blauer jacke und helm gerüstet steigen wir in den aufzug nach unten und dann in breite offene laster mit sitzbänken – und los geht die fahrt nach unten – bis in 800m tiefe! wir klammern uns fest und fühlen uns wie in der achterbahn, oder geisterbahn?, obwohl die fahrer beteuern, nie schneller als 35 km/h zu sein. an verschiedenen stationen besichtigen wir die geschichte des kali-bergbaus, gut geführt und erklärt. kali wird als dünger verwendet, aber auch in kosmetika, in der pharmazie oder in spülmaschinensalz. beim abbau fallen 70% „müll“ an – die berge draussen belegen es. über die problematik der versalzung hört man hier bei k&s natürlich nichts… am schönsten ist die kristallhöhle: in den 80er-jahren wurde eine höhle mit reinen salzkristallen entdeckt, die sich in wunderbaren vierecken bauen und im licht wunderbar strahlen. einfach nur einmalig, was die natur schafft. – interessant ist der „gold“stollen: die nazis hatten ende 1944 tonnenweise kunst aus berlin und dresden eingelagert. ausserdem die gesamten gold- und geldreserven der reichsbank. man kann den film der entdeckung durch die amerikaner anschauen. auf jeden fall: das sollte jeder gesehen haben, der da in der nähe vorbeikommt.

als wir um kurz vor 5 uhr am nachmittag wieder rauskommen, geniessen wir die paar kilometer stille auf dem holperpfad entlang der werra nach bad salzungen. das hotel solewerk empfängt uns mit heisser dusche – und wir bleiben heute gleich da – mit burger und cesar salad auf leckere weise.

burgberge und kaliberge

06.09.2018 probstei-zella – creuzburg – hörschel – gerstungen – heringen  59 km

der werraradweg ist gut ausgebaut. wir radeln weite strecken auf asphalt, fern grösserer strassen. obwohl immer wieder kleine anstiege dabei sind, können wir recht flott fahren. eine zeitlang hängen wir uns an eine gruppe flotter bayrischer radler dran.

in creuzburg erklimmen wir die alte burg. der innenhof wird für konzerte genuzt. ein hotel, museum und touristeninformation sind hier untergebracht. eine kleine töpferei. eine inschrift sagt: hier darf keine schnecke, kein wurm zertreten werden. die burg soll ein hort des friedenssein. alles leben sei heilig.

gleich danach die siebenbogige, 1223 erbaute werrabrücke. majestätisch. am ende die liboriuskapelle mit mittelalterlichen fresken aus dem leben der heiligen elisabeth.

das stiftsgut wilhelmsglücksbrunn ist heute ein biohof mit biohotel, cafe, hofladen und käserei. lauchröden wartet mit einer fachwerkparade auf. in hörschel beginnt der rennsteig über den thüringer wald – den könnten wir auch noch mal in angriff nehmen…

wir radeln langsam immer näher auf den alles beherrschenden kali-berg zu: „monte kali“.  untersuhl hat eine rundkirche – innen etwas bizarr…

die kaliberge sind riesige abraumhalden des kalibergbaus. die entstehende salzlauge wird verpresst. davon ist auch die werra betroffen: sie ist sozusagen komplett versalzen. das weltmarktführende unternehmen „k&s“ hat versprochen, dafür zu sorgen, dass die werra bis 2075 (!) süsswasserqualität haben soll. soviel zur werra-idylle…

in heringen machen wir für heute schluss. es sind am nschmittag wolken aufgezogen, es hat ein paarmal getröpfelt. jetzt fallen wieder ein paar tropfen p0nktlich zum zeltaufbau. es donnert sogar einmal. das wars. wir kochen: hühnchen-pilze-curry mit couscous. frische feigen. weintrauben.

 

 

 

fachwerk- und apfel-orgie

05.09.2018 bad sooden – eschwege – wanfried – treffurt – probsteizella (bei frankenroda)  51 km

wir sitzen auf der frühstücksbank am werraufer und schauen wie sich langsam der nebel lichtet und blauer himmel samt sonne hervorkommen.

bad sooden-allendorf entpuppt sich in allen haupt- und nebengassen als fachwerkstädtchen mit vielen wimpeln und strohkronen vom erntefest: bunt und lebendig.

die dörfer am wege: eines schöner als das andere. mit fachwerk bis zum abwinken, sehr schönen dorfplätzen, dorfanger genannt. jestädt mit einem ehemaligen schloss, heute ferienwohnungen. grebendorf.

dann eschwege, ein städtchen mit flair, viel gastronomie, einer hübschen gotischen marktkirche und leckerem eisbecher. andreas‘ vater hat hier einmal seine ausbildung gemacht.

wanfried hat einen historischen werrahafen, mit zwei noch erhaltenen „schlagd“, speicherhäusern und einem alten bootsnachbau. früher müssen hier viele schiffe angelegt haben – die werra muss mehr tiefgang gehabt haben. beim durchradeln: fachwerkhäuser…

altenburschla bezaubernd und mit dorfanger und ylten gassen. treffurt hat einen wunderschönen hohen fachwerkturm. eine fachwerkorgie eben…

zwischendrin wegstücke an der beschaulichen werra, mit hohen kalksteinfelsen am ufer, oben sitzen burgen und schlösser. früher wurde hier wein angebaut, und auch maulbeerbäume für seidenraupenzuchten. heute radeln wir an apfelbäumen prallvoll mit äpfeln, unter den bäumen berge von fallobst. auch die holunderbeeren wachsen uns quasi in den mund. wir fahren über eichelteppiche. die ersten kastanien fallen von den bäumen.

immer wieder die erinnerung an unsere geschichte: die werra war grenzfluss. grenzmuseen und -wege, erinnerungstafeln begleiten uns.

wir radeln zwischen fluss und felsen dahin und und können nicht entscheiden, was das beste ist. hier sind deutlich mehr reiseradler unterwegs als bisher. der radweg ist gut ausgebaut, mit vielen hübschen rastplätzen und infotafeln.

probstzella ist ein landgasthof mit camping im stillen idyllischen tal. abseits von strasse und rummel. gänse watscheln. wir kochen apfelkompott. dazu andreas‘ wunschessen: ravioli aus der dose (das gibt’s nur 1x in 5 jahren, oder heimlich, wenn eva weg ist). es wird am abend schon recht kühl und feucht. ein käuzchen schreit.

die werra so ähnlich wie die leine – nur ganz anders

04.09.2018 göttingen – friedland – arenshausen – werleshausen – bad sooden-allendorf    45 km

ein nebliger morgen, erst langsam setzt sich die sonne durch. radeln an der leine: flaches land, immer geradeaus. eine weisse eule fliegt neben uns auf. friedland, das zentrale aufnahmelager seit kriegsende, ist ein verschlafenes dorf, das denkmal am strassenrand, ein supermarkt, das museum dientsgas geschlossen – und schon sind wir vorbei.

in arensdorf wechseln wir schnell mal zur ev 13 (eurovelo), die uns über den berg strampeln lässt – nicht schlimm, aber mir senn nix meh gwehnt… umso schöner die lange abfahrt zur werra hinunter.

wir passieren eine reihe kleiner dörfer, an denen die zeit vorbeigegangen zu sein scheint: still, verschlafen, neugierige alte männer sprechen uns an, mitten im dorf eine schweinezucht, hühner laufen in den gärten rum, ein paar kleine kinder starren uns stumm nach…

die werra: der fluss mäandert in schleifen durch das enge berggesäumte tal, die landschaft gegliedert, immer wieder neue ausblicke, burgen.

in wahlhausen stoppen wir früh an der kleinen campingoase, stellen nochmal die waschmaschine an (dringend nötig…), radeln dann die 3 kilometer nach bad sooden und aalen uns mal wieder im solethermalbad, am frühen abend sind wir dort fast allein. kann man sich dran gewöhnen: gibt es da nicht im süden einen bäderradweg, so bei bad saulgau?

selbstgemachte ratatouille mit couscous zum krönenden abschluss.

die gänseliesel

03.09.2018 göttingen

die gänseliesel ist das wahrzeichen göttingens und steht auf einem brunnen auf dem marktplatz vor dem altehrwürigen rathaus. jeder, der in göttingen an der uni seinen doktor macht, muss sie küssen, weshalb sie als das meistgeküsste mädchen ist….

wir schlendern durch die altstadt und schauen auf ihre geschichte. Die „göttinger sieben“, professoren, darunter die gebrüder grimm, die ihren posten verloren, weil sie gegen die rücknahme der freiheitlichen verfassung protestierten. etwas später waren einige massgeblich an der verfassung 1848 beteiligt.

am vormittag ist es drückend grau und regnerisch, erst am nachmittag hellt es auf. wir sind ein wenig faul. am abend gibt es leckere sushi und einen cocktail zur feier des tages.

fachwerk an der langen leine

02.09.2018 gandersheim – einbeck – northeim – göttingen 65 km

sonntag. ausschlafen. wir kommen spät weg. eine runde durchs alte gandersheim mit seinem imposanten dom. wir können nicht rein: gottesdienst. einige schöne fachwerkhäuser. besonders interessant ist ausser den inschriften die bunte gestaltung des gebälks. oft jakobsmuschelförmige schnitzereien, gelb und rot ausgemalt. oder bänderförmige zierschnitzerei, die ebenfalls bunt bemalt ist.

ein kurzer trip – und wir sind zurück an der leine und en heide-leine-radweg – und dann in einbeck. ja, hier ist die berühmte einbecker brauerei. ausserdem heute auf dem marktplatz ein bürgerbrunch, zu dem jeder seinen picknickkorb mitbringt. es ist hübsch was los. die fachwerkparade nimmt kein ende. wir nehmen uns zeit. ein bunt bemaltes haus am anderen, auch ein braunes mit figurenschnitzereien,  viele mit einem grossen torborgen: die häuser der brauer. wir wandeln mit grosse augen und zurückgelegtem kopf durch die gassen. kehren in das altstadtcafe zu tee und latte ein.

nun geht es weiter durch ein grosses natur- und wasserschutzgebiet nach northeim. endlos weit erstrecken sich die polder und deiche, die die leinewasser auffangen sollen (erst im juli 2017 gab es in hildesheim eine verheerende flut). im südlichen teil bildet eine reihe von seen ein vogelschutzgebiet.

wir radeln und radeln, lassen northeim links liegen – fachwerkhäuser haben wir nun schon so viele gesehen… es geht immer geradeaus, die ganze zeit an der bahn entlang. northeim ist ein bahnknotenpunkt. eine ganze reihe ic und einige ice brettern an uns vorbei, als wir um 15 uhr endlich an einem mäuerchen mittagsrast machen – aber auch endlos lange güterzüge sind dabei. achtung radler: von einbeck bis nörten-hardenberg gibt es keine einzige vesperbank – erst danach wieder richtig viele!

nörten wartet auch mit einer langen reihe einfacher fachwerkhäuser auf. aber einbeck toppt alles. wir radeln an der kleinen weende, ein klares bächlein mit vielen grünen, zum teil blühenden uferpflanzen. auf schmalem pfad geht es durch den wald, wir müssten längst in göttingen sein: wo ist die stadt? da kommen wir in einem prekären stadtteil raus, direkt an einem langen heruntergekommenen  block, der offensichtlich eine obdachlosenunterkunft oder was ähnliches ist. es geht weiter an der leine, bis wir den bahnhof erreichen – und das hotel.

die lobby noch im bau. frisch renoviertes zimmer. lange dusche. dann losziehen in die altstadt. kleines äthiopisches restaurant: abessina. lecker. sehr nett.

 

 

 

solebaden und bahndammdüsen

01.09.2018 hildesheim – bad salzdetfurth – lamspringe – bad gandersheim  50 km

wir verlassen schnell die heildesheimer stätte – denn da wird heute der neue bischof in der diözese eingesetzt… wir nehmen den „radweg zur kunst“, zuerst an der innerste lang, ein kleines beschauliches flüsschen.

schwupps, sind wir in bad salzdetfurth und liegen für zwei stunden im warmen beschaulichen solebad. entspannung  pur.

die landschaft ist jetzt endgültig nicht mehr „heidemässig“. es wird ein wenig hügelig, wenn nicht gar bergig. im westen liegen die sieben berge – von dort war schneewittchen zu den sieben zwergen herübergekommen.

wir schnaufen immer wieder ein wenig bergauf und quälen uns ein bisschen. dann sind wir in lamspringe mit einer grossen klosteranlage, die wir einmal umrunden. in die kirche können wir reinschauen, sie ist barock, mit einem haufen altären. kontrast zur romanik gestern…  der klosterpark ist riesig. dazu eine lsnge strasse mit fachwerkhäusern.

von hier an radeln wir auf einer alten bahnstrecke, schön asphaltiert. spätsommerliche ackerfelder, büsche voller schwarzer holunderbeeren oder hagebutten. ebereschen orangerot es duftet nach äpfeln. zwetschgen an bäumen.  dicke blaue schlehen, ein alter mann pflückt sie und erklärt uns wie er daraus likör macht, der dann im posaunenchor getrunken wird. gelb-, braun- und rötliche töne werden mehr, die sonne scheint milde. altweibersommer. ein schwarzer fleck im feld, huch er hat rote beine!? der blick durchs fernglas zeigt: ein schwarzstorch! der erste unseres lebens. andächtig verweilen wir. immwr wieder skulpturen am weg, sehr unterschiedliche stile.

dann kommt kloster brunshausen, einst 852 als frauenstift gegründet. im krieg war es ein kriegsgefangenenlager, dann ein kz, eine „verwahranstalt“ für neugeborene kinder der polnischen zwangsarbeiterinnen, viele starben. heute ist es ein kunsthaus mit ausstellungen, aktionen, cafes und veranstaltungen. ein sehr entspannter, ruhiger kreativer ort.

kurz danach sind wir in gandersheim. das klatschnasse zelt (von vorgestern) trocknen. der campingplatz ist in schweizer leitung und das lokal bietet röstivariationen, raclette und fondue an. lecker!