
31.08.2018 hildesheim
hildesheim: ende märz 1945 wurde die stadt bei einem fliegerangriff zerstört. der dom und die st. michaelskirche wurden wieder aufgebaut – und zwar in ihrer ursprünglichen romanischen/gotischen form. sie sind heute weltkulturerbe. der marktplatz mit rathaus und den umliegenden häusern wurde erst in den 80er-jahren rekonstruiert.
den späten vormittag verbringen wir im hildesheimer dom und dommuseum, beide innen in den letzten jahren umfassend renoviert. alt und modern gehen eine interessante verbindung ein. im dom imponieren vor allem die zwei mittelalterlichen rad-leuchter und die „bernwardtür“, die älteste figurengeschmückte bronzetür des mittelalters. im kreuzgang ist der tausendjährige rosenstock zu sehen, der angeblich seit gründung des bistums hier wächst und blüht. er rankt sich an der ganzen apsis hinauf.
das dommuseum beherbergt viele uralte reliquien, kelche und gewänder. daunter auch stoffreste und ein bischofsgewand aus der zeit vor 1000 vor christus. gleichzeitig werden die alten geräte mit moderner gegenwartskunst kontrastiert – und auch hinterfragt. sehr interessant! ein weisses kleid liegt auf dem boden, von der künstlerin gabriele klimek mit einem gedicht weiss bestickt: „schicksalskleid. mond aller zeiten wohin sind sie gegangen die toten? wohin werden sie gehen die lebenden? dunkelheit der nacht wirfst uns auf uns zurück nucht sonnenverwöhnt in aller kühle unberauscht kreisend entmauert frei – gefangen. genesis du ur-sprung enkleidest unser morgen“

am nachmittag gehen wir zur stadtführung. erfahren viel über die rekonstruierten häuser und ihre geschichte, über reiche tuchhändler und die glanzzeiten der stadt als teil der hanse.

die ottonische vorromanische st. michaeliskirche, von bischof bernward geplant und gebaut, ist kurz nach dem krieg im ursprünglichen zustand wieder aufgebaut worden. es sind noch gute teile der alten säulen und mauern vorhanden. die ganze romanische zahlensymbolik und strenge kubische ordnung sind hier in reinform quasi vorweggenommen. die alte bemalte decke des kirchenschiffs aus dem frühen 13. jahrhundert wurde mit vielen anderen wertvollen geräten wie taufbecken, reliquiare, kelche usw. mitten im krieg (1942/43) quasi heimlich demontiert und, in zinkkästen und glaswolle verpackt, versteckt. so konnten sie nach dem krieg wieder eingebaut werden. die krypta der evangelischen kirche wird katholisch genutzt. das ganz moderne kruzifix stösst auf den ersten blick ab, bzw provoziert. doch dann erscheint es segnend und wegweisend durch den dreifachen schatten, den es wirft.
draussen sitzen wir wie gestern nochmal im weltcafe, schon als bekannte begrüsst. noch ein kleiner bummel, pläne für morgen – und schon beschliessen wir den tag mit italienischen köstlichkeiten und einem glas wein.